Kurzgeschichte, Novelle oder Roman?
- Patricia Alge

- 28. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Okt.
Auf die Länge kommt es an!
Du hast eine großartige Idee für eine Geschichte, weißt aber nicht, in welches Format sie passt ? Das hängt ganz von deiner Idee ab. Was willst du schreiben? Eine packende Kurzgeschichte, die deine LeserInnen in wenigen Seiten begeistert? Eine Novelle, weil du mehr Raum für Charakterentwicklung und Konflikte wünschst? Oder soll es ein ausführlicher Roman sein, der eine komplexe Welt entfaltet? Die Wahl der Länge, bestimmt dein Format.
Die Formate im Überblick nach Umfang:
Kurzgeschichte: 1.000 bis 7.500 Wörter (ca. 3-30 Normseiten). Ideal für eine prägnante Handlung oder einen einzelnen Moment.
Novelle: 7.500 bis 40.000 Wörter (bis ca.120 Normseiten). Perfekt für tiefere Charakterentwicklung und einen stärkeren Fokus auf das zentrale Thema.
Roman: Ab 40.000 Wörter (120 Normseiten aufwärts). Ermöglicht mehrere Handlungsstränge, umfangreiche Weltbildung und komplexe Figuren.
1. Die Kernidee deiner Geschichte
Jedes Format eignet sich für bestimmte Arten von Ideen. Frag dich: Wie viel Raum braucht deine Kernidee, um sich zu entfalten?
Kurzgeschichte: Perfekt für eine einzige starke Idee, einen besonderen Moment oder eine Wendung, die LeserInnen nachhaltig beeindruckt. Eine Kurzgeschichte fokussiert sich oft auf einen Konflikt oder eine Situation.
Novelle: Wenn deine Idee mehrere Konflikte oder Entwicklungen zulässt, aber nicht genug Material für einen Roman bietet, ist die Novelle die goldene Mitte. Sie erlaubt dir, Charaktere und Themen tiefer zu erkunden, ohne ausufernd zu werden.
Roman: Komplexe Ideen mit mehreren Handlungssträngen, einem großen Cast (Akteure/Figuren)und ausführlicher Weltbildung brauchen den Raum eines Romans.
2. Wie komplex sind deine Figuren?
Die Länge deiner Geschichte beeinflusst auch, wie tief du in die Gedanken- und Gefühlswelt deiner Figuren eintauchen kannst.
Kurzgeschichte: Figuren werden oft durch wenige, aber treffende Details charakterisiert. LeserInnen müssen schnell eine Verbindung aufbauen.
Novelle: Mehr Raum für Charakterentwicklung und komplexere Beziehungen, aber immer noch fokussiert auf eine überschaubare Anzahl von Figuren.
Roman: Bietet die Möglichkeit, Figuren aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und ihre Entwicklung über einen längeren Zeitraum darzustellen.
3. Der Umfang der Handlung
Wie viele Ereignisse umfasst deine Geschichte? Und wie tief willst du diese erforschen?
Kurzgeschichte: Ein zentrales Ereignis oder eine entscheidende Situation genügt. Alles, was darüber hinausgeht, würde die Form sprengen.
Novelle: Ermöglicht es dir, mehrere Konflikte zu entfalten, aber bleibt konzentriert auf eine Hauptthematik.
Roman: Für Handlungen, die sich über lange Zeiträume oder komplexe Settings erstrecken, ist ein Roman unverzichtbar.
4. Deine Zielgruppe und dein Schreibstil
Denke auch an deine LeserInnen. Welche Länge bevorzugt deine Zielgruppe und wie viel Zeit haben sie? Dein eigener Schreibstil spielt ebenfalls eine Rolle. Liebst du es, ausführlich zu beschreiben, oder bevorzugst du es, knapp und pointiert?
Kurzgeschichte: Ideal für LeserInnen, die kurze, intensive Leseerlebnisse suchen.
Novelle: Für LeserInnen, die etwas Tiefergehendes wollen, aber keine Zeit oder Lust auf einen langen Roman haben.
Roman: Für LeserInnen, die bereit sind, sich länger auf eine Geschichte einzulassen und in eine umfangreiche Welt einzutauchen.
5. Teste deine Idee
Manchmal zeigt sich die richtige Form erst beim Schreiben. Starte mit einem Entwurf und beobachte, wie sich die Geschichte entfaltet. Vielleicht merkst du, dass die Handlung mehr Raum braucht, als du zunächst gedacht hast – oder dass sie besser funktioniert, wenn du dich auf das Wesentliche beschränkst.
Schreibe eine Kurzversion deiner Geschichte, um den Kern zu finden.
Skizziere die Hauptpunkte: Reicht der Plot für einen Roman, oder bleibt er im Kern fokussiert?
6. Die Länge und der Blick der Verlage
Auch wenn du beim Schreiben frei bist – Verlage denken in Formaten. Die Länge deines Manuskripts kann entscheidend sein, ob es in ein Verlagsprogramm passt.
Kurzgeschichten werden selten einzeln veröffentlicht, sind aber gefragt für Anthologien, Literaturzeitschriften oder Wettbewerbe.
Novellen haben ein kleineres, aber feines Publikum – sie sind beliebt bei Literaturverlagen oder als E-Book-Formate.
Romane sind das Standardformat für die meisten Verlage. Die gängige Erwartung liegt bei 60.000–80.000 Wörtern, je nach Genre. Bei Fantasy, Historischem oder Thrillern darf es auch deutlich mehr sein, während Jugend- und Liebesromane oft etwas kürzer gehalten werden.
Tipp: Schau dir im Buchhandel oder auf den Webseiten von Verlagen ähnliche Titel an. Daran erkennst du sofort, welche Länge dort üblich ist.
Fazit: Kurzgeschichte, Novelle oder Roman? Die Idee gibt die Form vor
Die richtige Länge für deine Geschichte hängt von der Idee, der Komplexität der Figuren und dem Umfang der Handlung ab. Eine Kurzgeschichte punktet mit Konzentration, eine Novelle bietet Raum für Tiefe, und ein Roman entfaltet ein episches Erlebnis. Probiere aus, experimentiere und finde die Form, die deine Geschichte am besten zum Leben erweckt. Deine LeserInnen werden es dir danken!
Bonus: Auf die Länge kommt es (doch ein bisschen) an 😄
Egal ob Kurzgeschichte, Novelle oder Roman – entscheidend ist nicht, wie lang, sondern wie stimmig deine Geschichte ist. Die Größe ist also kein Selbstzweck, sondern das richtige Maß für deine Idee.Manche Texte sind wie Espresso – kurz, stark und mit Nachklang. Andere brauchen den langen Atem eines guten Weins.
Wichtig ist: Schreib mit Leidenschaft, nicht mit Lineal. Wenn dein Text fesselt, berührt oder zum Lachen bringt, spielt die Länge keine Rolle




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