Die Bedeutung einer einzigartigen Erzählstimme – Wie man einen individuellen Schreibstil entwickelt.
Stimme finden: Die Kraft einer einzigartigen Erzählstimme
Die Erzählstimme eines Autors (nicht zu verwechseln mit der Erzählperspektive) ist das Schlüsselelement, dass eine Geschichte erst einzigartig macht. Sie ist die emotionale Tonlage, die den Leser durch die Handlung führt und eine Verbindung zwischen Autor und Leser schafft. Aber was genau ist diese Autorenstimme? Wie findest du sie? Und wie entwickelst du daraus deinen eigenen, unverwechselbaren Schreibstil? In diesem Blogbeitrag werde ich dir aufzeigen, was es mit dieser ominösen Autorenstimme auf sich hat, wie du sie findest und wie du sie mit Hilfe von Übungen zu deiner ganz persönlichen Wunderwaffe machst. Interessiert? Dann uns gleich anfangen…
Das Wichtigste zuerst: Die Art wie eine Geschichte erzählt wird, ist ebenso wichtig, wie die Geschichte selbst.
Was genau ist mit Erzählstimme gemeint?
Die Erzählstimme, auch Autorenstimme genannt, bezieht sich auf die Art und Weise, wie eine Geschichte erzählt wird. Auf den persönlichen Schreibstil eines Autors. Also auf die Kombination von Tonfall, Perspektive, Sprache und Stil. Die Erzählstimme ist somit die individuelle Handschrift eines Autors, die zwischen den Zeilen mitschwingt und dem Leser ermöglicht, den Verfasser auch dann zu erkennen, wenn sein Name nicht genannt wird. Die Erzählstimme hat demzufolge nur teilweise mit der tatsächlichen Perspektive zu tun, aus der eine Geschichte geschrieben wird (wie fälschlicherweise oft angenommen wird), sondern spiegelt vielmehr den persönlichen Schreibstil und damit den unverwechselbaren Fingerabdruck eines Autors wider.
Klingt einschüchternd? Muss es nicht, denn hier kommt die gute Nachricht.
Jeder von uns – ja, auch du – hat diese Stimme bereits in sich. Sie ist die Summe all dessen, was du je gelesen, gehört, gesprochen oder gefühlt hast. Genauer gesagt ist es die Art, wie du Situationen erlebst, interpretierst und in deine eigenen Worte packst.
Die wichtigsten Merkmale deiner Erzählstimme sind:
Sprachlicher Stil: Wortwahl, Satzkonstruktion, Satzlänge und -komplexität
Sprachliche Gewohnheiten: Jeder Autor hat seine eigenen sprachlichen Gewohnheiten, die in seine Texte einfließen: Ausdrücke oder Lieblingswörter
Tonfall: humorvoll, melancholisch, provokativ oder sachlich schreiben.
Perspektive: Jeder Autor bringt seine eigene Perspektive und Erfahrung in seine Texte ein.
Thema und Inhalt: Die Themen, die ein Autor wählt, und die Art, wie er sie behandelt, können Teil seiner Autorenstimme sein.
Du siehst, alles keine Hexerei, weil bereit vorhanden😉Also…
Warum deine Erzählstimme finden, wenn du sie schon hast?
Weil deine momentane Erzähl/Autorenstimme zwar vorhanden, aber noch unausgereift ist. Wie ein Rohdiamant, der erst noch geschliffen werden muss, um richtig zu funkeln.
Glaub mir, weder ein Nicolas Sparks, noch eine Lucinda Riley oder Stephen King haben sich an ihre Computer gesetzt und von Anfang an so prägnant geschrieben. Die Entwicklung einer starken Erzählstimme erfordert immer Übung, Zeit und Selbstreflexion. Es ist also kein Prozess, der über Nacht geschieht, sondern nur durch kontinuierliches Schreiben und die Bereitschaft vorangetrieben wird, mit verschiedenen Stilen zu experimentieren, sie auszuprobieren und ständig zu verfeinern.
Lerne deine Erzählstimme kennen
Du fragst dich jetzt vielleicht, schön und gut, aber wie erkenne ich meine Erzählstimme? Wie finde ich meinen eigenen Schreibstil? Die Antwort ist einfach: Mach dich mit ihr vertraut. Lerne deine Stärken kennen. Finde heraus, welche Themen und Stimmungen dir liegen. Erkunde verschiedene Genres. Schreibe Kurzgeschichten, Gedichte oder Blogbeiträge in unterschiedlichen Stilen und verschiedenen Erzähltechniken (Beispiele hierfür findest du weiter unten), Experimentiere mit verschiedenen Perspektiven oder Tonlagen und analysiere dabei, welche Ausdrucksart sich für dich am natürlichsten anfühlt und welche dir am leichtesten von der «Feder» fließt.
Weitere Tipps, wie du deiner Erzählstimme auf die Spur kommst.
Lies deine eigenen Texte: Lies ältere Texte durch, die du geschrieben hast. Was fällt dir auf? Was ist ihr gemeinsamer Nenner?
Schreib Tagebuch: Nimm dir Zeit, regelmäßig in einem Tagebuch zu schreiben. Schreibe über deine Gedanken, Erlebnisse und Beobachtungen in einem Stil, der dir entspricht. Schreib über Themen, die dir wichtig sind, denn bei Themen die dich bewegen, bist du automatisch emotionaler und mehr bei dir selbst.
Nachahmung und Anpassung: Wähle einen Autor oder einen Text, den du bewunderst und versuche, seinen Stil zu kopieren. (Natürlich nur zu Übungszwecken) Passe ihn anschließend deinem Stil an und integriere deine eigene Persönlichkeit, um etwas Einzigartiges zu schaffen.
Feedback einholen: Bitte Freunde, Familie oder andere Autoren um Feedback zu deinem Schreibstil. Manchmal können externe Perspektiven dabei helfen, Aspekte deiner Stimme zu erkennen, die dir selbst entgangen sind.
Erzählstimme erkannt? Dann drück ihr deinen eigenen Stempel auf.
Deine eigene Erzählstimme zu finden ist wichtig – sie zu einem unverwechselbaren Fingerabdruck zu machen – unser Ziel.
Wie du bereits erkannt hast, geht eine markante Erzählstimme, ein markanter Schreibstil, weit über die bloße Wortwahl hinaus. Sie umfasst die Struktur von Sätzen, den Rhythmus, die Atmosphäre und die Auswahl der Beschreibungen, die durch den Text führen. Ein guter Schreibstil zieht den Leser in seinen Bann und lässt ihn in der Atmosphäre deiner Geschichte schwelgen.
Nachdem du also deine eigene Erzählstimme identifiziert hast, ist es Zeit, sie zu stärken und weiterzuentwickeln.
Tipps, wie dir das gelingt
Nutze deinen Schreibstil als Werkzeug für Emotionen und Spannung
Ein guter Schreibstil ist mehr als nur Ästhetik – er beeinflusst die Emotionen und die Spannung der Geschichte. Einzigartige Stilelemente oder Erzähltechniken, können Leser auf tieferen Ebenen ansprechen, sie fesseln und in die Welt der Geschichte eintauchen lassen.
Beispiel für verschiedene Schreibtechniken:
Beschreibend und detailreich: Die sattgrünen Blätter tanzten im sanften Wind, während die Sonnenstrahlen zwischen den Ästen hindurch brachen.
Kurz und prägnant: Das Messer fiel. Blut. Stille. Dann ein Schrei.
Metaphorisch und bildhaft: Seine Gedanken waren wie Vögel - gefangen in einem Käfig aus Zweifeln und Ängsten.
Dialoglastig und lebhaft: »Wohin gehen wir?« »Lass dich überraschen.« »Ich hasse Überraschungen.« »Diese wirst du lieben.«
Entwickle deinen eigenen, individuellen Stil
Übungen zur Stilentwicklung:
Erweitere deinen Lesehorizont: lies verschiedene Autoren und Genres. Erforsche unterschiedliche Stile, um Inspiration zu erhalten und zu verstehen, was dir gefällt und was nicht.
Stilimitation: Versuche, den Stil bekannter Autoren nachzuahmen, um ein Gefühl für unterschiedliche Herangehensweisen zu bekommen.
Schreibe regelmäßig: Übung ist der Schlüssel zur Verbesserung. Setze dir kleine Schreibübungen, um verschiedene Stile auszuprobieren.
Satzumformungen: Nimm einen einfachen Satz und forme ihn in verschiedene Stile um, von poetisch bis sachlich.
Experimentiere mit Sprache und Satzstruktur: Spiel mit Worten, Satzlängen und -strukturen, um deinen eigenen Fluss und Rhythmus zu finden.
Charakterbasierte Stilübungen: Schreibe eine Szene aus der Perspektive verschiedener Charaktere, wobei sich ihr Stil je nach Persönlichkeit ändert.
Vermeide Klischees und Stereotypen: Finde neue Wege, um Szenen, Emotionen und Situationen zu beschreiben, ohne auf typische Ausdrücke zurückzugreifen.
Sei authentisch: Schreibe ehrlich und aus deinem Herzen heraus. Deine Authentizität wird in deinem Stil widergespiegelt.
Und ganz wichtig: Bleib Neugierig und offen für Veränderungen.
Fazit: Die Entwicklung deiner Erzählstimme ist ein fortwährender Prozess. Sei bereit, neue Dinge auszuprobieren und deinen Stil ständig weiterzuentwickeln.
Indem du diese Tipps beherzigst und kontinuierlich an deiner Schreibpraxis arbeitest, kannst du deine Erzählstimme stärken und sie weiterentwickeln. Dann wirst du für dich und deine Leser unvergessliche Geschichten schreiben.
Comments